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Tablets haben sich genau wie Smartphones schon lange etabliert und spielen auch eine übergeordnete Rolle. Bei entsprechender Hardware kann es aber ebenfalls – genau wie bei Handys – schon einmal so richtig teuer werden. Der chinesische Hersteller N-One geht hier einen andere Weg und bietet Tablets für teilweise deutlich unter 200 Zähler an. Wir haben uns eines dieser Modelle angeschaut, das NPad X1.
Inhaltsverzeichnis
Design mit solider Verarbeitung aber auch ein paar Mängeln
Normalerweise sieht man sehr sehr günstigen Modellen den Preis beim Auspacken schon an. Beim NPad X1 musste ich schon zweimal hinschauen, doch dann ist es auch hier sichtbar. Das Positive zuerst: Das NPad X1 fühlt sich beim ersten Anfassen hochwertig an. Die matte Kunststoffrückseite und -rahmen sind solide und das Display wird von einer gut vormontierten Schutzfolie geschützt.
Beim zweiten Blick wird alles aber etwas haariger. Der Rahmen selbst ist in zwei Segmente im Bereich der Lautstärkewippe geteilt und ich bin mir an dieser Stelle auch nicht sicher warum, da dort auch keine Antennen-Seperatoren verbaut sind. Schlimm ist das erst einmal nicht, aber die dort liegenden Spaltmasse und die sehr unebenen Übergänge sind schon enorm auffällig. Der Rahmen ist nicht einmal an den Seiten zum Display und der Rückseite hin bündig. Dieser steht etwas über, was beim Greifen schon etwas unangenehm wird, wenn ihr das Tablet im Portrait-Modus mit der rechten Hand halten möchtet.
- Displaygrösse: 10.95 Zoll in der Diagonale
- Abmessungen: 258 x 162 x 7.6 mm
- Gewicht: circa 472 Gramm
Wie bereits erwähnt fühlt das Tablet solide an und das ist für diesen Preis auch in Ordnung, allerdings dürfen die Mängel in der Verarbeitung auch nicht unerwähnt bleiben. Auch sinkt der SIM-Karten-Slot beim ersten Entfernen und wieder Hineinstecken tiefer ins Geräte und wackelt beim Nachfühlen erheblich. Die Funktion ist nicht eingeschränkt, aber etwas merkwürdig ist das schon.
Weitaus schlimmer ist allerdings die flexible Stelle in der Nähe des SIM-Einschubs. Dort kommt das Display aus der Verankerung und hinterlässt einen Spaltmass, wo ich ohne Probleme nicht nur meinen Fingernagel zwischen bekomme, sondern bei genug Wärmeentwicklung das Display aus der Verankerung kommt. Mit etwas Druck klackt das Display zwar wieder hörbar zurück ins Gehäuse, aber mit nur minimalem Flex springt dieses wieder heraus. Es kann schon darauf ankommen, wie ihr das NPad X1 vom Tisch aufhebt. Das passt auch mit den oben bereits angesprochenen Spaltmassen zusammen, die sich um die unterschiedlichen Materialien herum ergeben und nicht sauber verarbeitet wurden. Das ist auch für diesen Preis nicht hinnehmbar.
- N-One NPad X1 Test
- N-One NPad X1 Test
- N-One NPad X1 Test
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Bilder: PocketPC.ch / Laser
Durchschnittliches 10.9 Zoll Display mit Bedienungsverzögerung
Das im NPad X1 verbaute LCD mit einer Auflösung von 2000 x 1200 Pixel ist jetzt nicht unbedingt eine grosse Augenweide. Mitverantwortlich dafür sind vor allem die verwendeten 60 Hertz, die sich auf der Oberfläche des Tablets enorm ruckelig anfühlen. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob es daran liegt, dass wir alle mittlerweile 90 Hertz und mehr gewohnt sind. Aber es gibt durchaus auch Geräte mit 60 Hertz, die sich bei weitem performanter anfühlen. Mit circa 11 Zoll kommen wir übrigens auf eine Pixeldichte um knapp über 210 ppi, was natürlich gemessen an der Grösse nicht gerade viel ist. Die Darstellung ist aber weitestgehend ok und auch hier am Preis gemessen wohl in Ordnung.
Was allerdings stark auffällt ist eine enorm hohe Eingabeverzögerung. Das fällt vor allem bei Wischgesten auf der Oberfläche auf, dass durch ein starkes Nachziehen der Elemente sichtbar wird. An die Verzögerung wird man sich vermutlich relativ schnell gewöhnen, solange man auf der Oberfläche unterwegs ist. Spielt ihr allerdings Android-Games auf dem NPad X1 zeigen sich zügig die Nachteile einer derart niedrigen Abtastrate. Das ist übrigens auch ein weiteres Teilproblem in der gefühlten Performance des Tablets. Fühlt sich alles derart träge an und es kommen noch die ruckligen 60 Hertz dazu, dann ist bereits der Ersteindruck beim ersten Bedienen nicht gut.
Zwar nicht über alle Massen loben, aber durchaus erwähnen kann man die für das Display überraschend angenehme Blickwinkelstabilität und Helligkeit. Mit etwas über 460 nits ist eine Bedienung in helleren Räumen möglich. Zwar müssen wir die Hintergrundbeleuchtung oftmals recht hoch einstellen, doch das Arbeiten und Videos schauen ist in Ordnung. Überraschen konnte uns auch die Ansicht von den Seiten. Klar, das Display verfälscht wie jedes Budget-Modell mit LCD die Farben und es kommt ein milchiger Schleier hervor, doch dieser ist bei weitem nicht so präsent wie bei anderen sehr günstigen Modellen.
20 Megapixel hinten, aber keine wirklich erwähnenswerte Qualität. Der Ring ist übrigens auffällig gross, das Modul dahinter enorm klein. Bild: PocketPC.ch / Laser
MediaTek Helio G99 mit sehr durchwachsener Performance
Irgendwie ist der verwendete Prozessor ein zweischneidiges Schwert. Für Videos, auch in höheren Auflösungen durchaus geeignet, geht er beim Zocken oder auch ausgiebigerem Arbeiten dann doch ordentlich in die Knie. Diablo Immortal lässt sich schon in den geringsten Einstellungen nicht ruckelfrei spielen. Sobald etwas mehr auf dem Display passiert, fallen die FPS deutlich unter 30 Bilder pro Sekunde. Ältere Android-Spiele wie Real Racing 3 hingegen laufen immerhin akzeptabel. Neuere, aufwändige Games funktionieren nicht besonders gut oder im Falle von Genshin Impact so schlecht, dass ihr sie nicht einmal in Erwägung ziehen solltet.
Das gilt auch für Aufgaben im Arbeitsbereich. Schon mehrere Tabs in Google Chrome, beispielsweise mit Tabellen, Dokumenten und ein paar Webseiten bringen das NPad X1 Performance-technisch ans Limit. Manchmal auch so, dass Apps einfach abstürzen. Als ich die YouTube-App genutzt habe, ist diese bereits beim Suchen von Videos abgestürzt und wollte auch erst nicht mehr starten. Was das NPad X1 an dieser Stelle anders macht, dass diese Dinge auftreten, weiss ich allerdings nicht. Andere Geräte mit 8 GB RAM und manchmal auch etwas schwächeren Prozessoren agieren performanter.
Schaut ihr allerdings rein nur Inhalte, beispielsweise Videos und die YouTube-App läuft stabil sowie Netflix oder auch Amazon-Prime-Video, dann funktioniert das eigentlich ganz gut. Der reine Konsum von Content ist also in erster Linie kein Problem. Egal ob im Browser oder eben in ausgelagerten Apps. Ihr solltet euch aber aus Performance-Gründen auf eine Sache konzentrieren und bei Bedarf auch schnell Apps schliessen. Einen Nachteil gibt es aber auch hier, auf den wir nun ebenfalls zu sprechen kommen werden.
Sieht auf den ersten Blick eigentlich ganz schick aus. Der zweite Blick zeigt aber teils heftige Mängel. Bild: PocketPC.ch / Laser
Pures Android 13 und Sicherheitsstand von vor rund einem Jahr
Vorinstalliert ist Android 13 in seiner reinsten Form. Es gibt keinerlei Anpassungen oder nervibe Oberflächen mit zu vielen Spielerein. In erster Linie ist das erst einmal ein grosser Vorteil, denn das System ist frei von sogenannter Bloatware. So etwas begrüssen wir über alle Massen, da viele Geräte einfach auch zu viel Zeug mitbringen, was viele gar nicht brauchen. Allerdings sieht man in den Einstellungen sehr schnell, dass es hier zwei grössere Probleme gibt.
Android 13 scheint irgendwie für den Einsatz auf dem NPad X1 vom Hersteller nicht wirklich optimiert zu sein. Es fühlt sich so an als wäre einfach nur ein System mti Standardtreibern installiert worden. Das spiegelt sich auch in unserer Erfahrung weiter oben wieder, die bei mehreren Tabs in Browsers zu Performance-Problemen führt, die Oberfläche teilweise stark ruckelt oder auch YouTube oder auch Google Maps ständig abstürzten.
Ein weiteres Problem sind die Updates, die der Hersteller ausspielt. Android 13 kommt auf dem NPad X1 mit einem Sicherheitsupdate von Juli 2023. Das ist der letzte Stand! Und da weiterhin an Sicherheitsupdates für die Plattform gearbeitet wird, sind wir auch schon entsprechend weiter. Daher können wir davon ausgehen, dass es wohl Android 14 hier nicht geben wird, genauso wenig wie das nun kommende Android 15. Auch Sicherheitspatches liegen nun ein gutes Jahr zurück.
Android 13 kommt hier zum Einsatz. Der letzte Sicherheitspatch ist ein gutes Jahr her. Bild: PocketPC.ch / Laser
Akkulaufzeit, Lautsprecher, Dual-SIM 4G und andere Dinge
Mit einem 8600 mAh grossen Akku sollte man denken, dass diese auch entsrpechend gut ausfällt, zumal die Hardware auch nicht “overkill” gewählt wurde. Doch durch das sehr stark unoptimierte Android 13-System ist das leider nicht ganz der Fall. In rund 4 bis 5 Stunden am Display arbeiten war schon Schluss. Immerhin lädt das Tablet mit rund 18 Watt, was jetzt nun nicht wahnsinnig schnell ist, aber immerhin in gut einer halben Stunde bereits 30 Prozent in den Akku laufen lassen kann. Hier kommt es aber enorm auf den Ladestand an und wie ihr das Tablet am Ladekabel nutzt.
Die Lautsprecher sind übrigens nicht gut. Sie klingen wie hinter einer Wand eingemauert und lassen vor allem Höhen und einen Teil der höheren Mitten vermissen. Es reicht um sich mal eben einen YouTube Video anzuschauen, aber bestimmt nicht für eine etwas ausgedehntere Content-Session. Dafür ist der Sound einfach zu schlecht. Prositiv hingegen ist der Dual-SIM-Karten-Slot, der tatsächlich Dual-SIM unterstützt und bei Bedarf auch Speichererweiterungen von bis zu 1TB per microSD zulässt.
Immerhin rüstet der Hersteller im neuen X1 Modell die Unterstützung für Widevine L1 nach und damit könnt ihr hier nun auch Content von Netflix und Amazon Prime in 1080p streamen. Das NPad X (ohne 1 im Namen) kann das bei nahezu identischer Hardware leider nicht und daher solltet ihr bei Interesse definitiv zum X1 greifen, anstatt das normale “X” zu wählen. Denn 720p-Inhalte und niedriger aufgelöst, sieht auf dem Display alles andere als gut aus.
- N-One NPad X1 Test
- N-One NPad X1 Test
- N-One NPad X1 Test
Bilder: PocketPC.ch / Laser
Einmal mehr sehr verwirrende Produktbilder zum Gerät auf der Webseite
Allerdings muss ich zum N-One NPad X1 auch wieder einmal etwas loswerden, was mir bei einigen anderen chinesischen Herstellern immer wieder sauer aufstösst. Der Hersteller nutzt auf seiner Webseite enorm irreführende Produktbilder. Zum einen nimmt dieser einfach Stock-Fotos und photoshopped dort sein Tablet rein, aber anscheinend weiss N-One selbst nicht, wie sein eigenes Tablet aussieht. Denn nicht nur die reinen Produktfotos passen vom angezeigten Format schon nicht.
Die genutzten Live-Shots zeigen nicht einmal das hauseigene Tablet! Macht eine einfache Google-Rückwärtssuche findet man die echten Bilder. Beispielsweise die echten Bilder von “RossHelen” von iStock Foto. Die Frau hält also nicht das Tablet von N-One in der Hand! Das gilt übrigens für alle Fotos. Die Dame mit dem Sonnenhut hat unten links hat ein Tablet mit einem “Travel Blog”-Bild auf dem Tablet. Es handelt sich hier um ein Bild von Kaspers Grinvald auf Adobe Stock. Es ist so abstrus kurios, dass der Hersteller nicht einmal sein eigenes Tablet dort verwendet, sondern einfach nur irgendwelche Fotos im Netz. Wir hoffen an dieser Stelle, dass die Künstlerinnen und Fotografen Geld dafür erhalten haben, dass ihre Lizenzen genutzt wurden.
Und wir haben hier nur ein paar Beispiele rausgepickt. Nahezu alle Bilder, die als Live-Shots angelegt sind, zeigen weder das echte Tablet, noch sind das vom Hersteller selbst geschossene Fotos. Besonders witzig: Die zweite Dame mit Sonnenhut hält anscheinend ein Ultrawide-Tablet im Stil von 32:9 in der Hand. Auch das hat nichts mit dem Produkt zu tun, was ihr hier seht.
Hier einmal ein Screenshot einiger der auf der Webseite des Herstellers verwendeten Produktfotos. Screenshots: PocketPC.ch / Laser
Screenshots: PocketPC.ch / Laser
Die Bilder hier oben sind zwei Beispiele, wo diese Stock-Fotos genutzt bzw. wie sie eins zu eins im Netz zu finden sind. Der Hersteller hat also nicht einmal sein Tablet da eingefügt. Und das gilt für fast alle Live-Shot-Bilder auf der Webseite. Natürlich kann jeder solche Bilder lizenzieren und dann auch entsprechend nutzen. Aber in Falle von Produkten, die Interessierte auch anhand der vorliegenden Bilder Entscheidungen treffen, finden wir das teilweise schon täuschend. Vor allem dann, wenn nicht einmal das echte Tablet dort zu sehen ist.
Der chinesische Hersteller OneOdio macht das Beispielsweise sehr ähnlich. Dieser schiesst seine Produktfotos auch nicht selbst, sondern werden auch hier Stock-Fotos genutzt. Immerhin photoshopped aber dieser konsequent seine Kopfhörer auf die Köpfe anderer, so dass man wenigstens gucken kann, wie diese aussehen. Wirklich toll ist das auch nicht, aber immerhin ein etwas wohlwollenderer Ansatz.
Preis
Das NPad X1 gibt es bei Geekbuying für 189,44 Euro bzw. SFr. zu kaufen und mit dem Couponcode NNNDEX1S sind nochmal 14,45 SFr. bzw. Euro Rabatt drin. Das ist nicht viel Geld für ein Android-Tablet, zu dem es bei Geekbuying auch gleich die Hülle für das Tablet und eine Schutzfolie für das Display gratis dazu gibt.
Fazit: Mit unter 200 SFr. sehr günstig, aber krankt an viel zu vielen Ecken
Es ist schwierig eine Empfehlung für das NPad X1 auszusprechen. Von der Verarbeitung bis hin zur Performance und dem eher sehr durchschnittlichen Display, gibt es aktuell nichts, was wirklich gut an dem Modell ist. Natürlich kann man durchaus sagen: Was erwartet man auch für ein Gerät unter weniger als 200 Schweizer Franken oder Euro auch? Was natürlich auch eine sehr berechtigte Frage ist. Schaut man aber zur Konkurrenz, wird es schnell klar. Das Xiaomi Pad SE kostet sogar aktuell weniger und bietet mit 90 Hertz beim Display und mit dem Snapdragon 680 Prozessor die weitaus bessere Hardware.
Hinzu kommt der bessere Software-Support von Xiaomi, denn Android inkl. MIUI ist hier auf das Produkt hin optimiert. Das NPad X1 ruckelt schon auf der Oberfläche, Apps stürzen ab oder selbst kleinere Arbeitsrunden quittiert das Tablet häufig in Ruckeln oder Denkpausen. Das nachziehen des Displays durch die geringere Abtastrate ist natürlich auch so ein Faktor, der mit kurzer Gewöhnung zwar nicht all zu schwer ins Gewicht fällt, aber halt eben auch da ist. Man merkt wirklich, dass hier an vielen Ecken der Rotstift angesetzt wurde und die Summe all dieser ist wirklich sehr hoch.
Schlussendlich ist auch die Verarbeitung eine Katastrophe wenn nach kurzer Zeit schon das Display aus der Verankerung kommt. Nur einmal falsch vom Tisch aufgehoben, ist da sofort ein Fingernagel grosser Spalt der immer grösser wird. Und es fühlt sich nicht besonders gut an, ständig das Display wieder zurück ins Gehäuse zu drücken. Das geht auch auf die Langlebigkeit des Gerätes.
Aktuell pendelt das N-One NPad X1 zwischen 200 und 180 Zähler im Netz hin und her. Immerhin: In dem von uns verlinkten Angebot gibt es eine gratis Hülle für das Tablet und eine Schutzfolie oben drauf. Eine Empfehlung für das Modell sprechen wir hier aber nicht aus. Da ist man mit Alternativen, wie dem Xiaomi Pad SE oder dem Lenovo Tab M10 Plus, vermutlich besser bedient.